Anleitungsmethoden: 11 Ideen für deine Praxisanleitung

ANLEITUNG

Lern- und Arbeitsaufgaben

Anleitungsmethoden sind das Fundament einer erfolgreichen Praxisanleitung in der Pflegeausbildung. Sie dienen nicht nur als Leitfaden, sondern auch als Brücke, die den Auszubildenden hilft, theoretisches Wissen in praktisches Handeln zu übersetzen. Eine sorgfältig ausgewählte Anleitungsmethode kann den Lernerfolg erheblich steigern und den Unterschied zwischen einer durchschnittlichen und einer herausragenden Praxisanleitung ausmachen.

Jede Anleitungsmethode hat ihren eigenen Wert und ihre eigene Bedeutung im Lernprozess. Indem Praxisanleiter eine Vielzahl von Methoden einsetzen, die auf die spezifischen Bedürfnisse und den Lernstil der Auszubildenden zugeschnitten sind, können sie sicherstellen, dass diese optimal auf ihre zukünftigen Aufgaben in der Pflege vorbereitet sind.

In diesem Artikel präsentiere ich dir 11 Anleitungsmethoden, angereichert mit praktischen Beispielen aus der Pflegeausbildung. Interessanterweise spiegelt die Struktur dieses Artikels den Ablauf einer gut geplanten Anleitung wider: Beginnend mit dem Aktivieren des Vorwissens, über das Erschließen von Begründungszusammenhängen, bis hin zur praktischen Durchführung, Vertiefung und abschließenden Reflexion. Bei der Planung einer Anleitung ist es essentiell, diese Schritte zu berücksichtigen, um einen ganzheitlichen und effektiven Lernprozess zu gewährleisten.

5-Schritte Anleitungsprozess
5-Schritte Anleitungsprozess

Anleitungsmethoden für den Einstieg

Das Aktivieren des Vorwissens von Auszubildenden ist ein entscheidender Schritt in der Praxisanleitung und hat mehrere Vorteile:

  1. Förderung des Verständnisses: Das Vorwissen agiert als Verbindungselement zwischen dem bereits bekannten Wissen des Auszubildenden aus dem Theorieunterricht und den Lernzielen, die in der praktischen Pflegeausbildung fokussiert werden. Durch das Aktivieren dieses Wissens können Auszubildende neue Informationen leichter aufnehmen, verstehen und in den richtigen Kontext setzen.
  2. Motivation: Das Bewusstsein über bereits vorhandenes Wissen kann die Motivation der Auszubildenden erheblich steigern. Wenn sie erkennen, dass sie bereits über relevante Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen, fühlen sie sich bestärkt und engagieren sich aktiver im Lernprozess.
  3. Selbstreflexion und Selbsterfahrung: Das Reflektieren des eigenen Vorwissens hilft den Auszubildenden, ihren Lernfortschritt zu bewerten und Wissenslücken zu erkennen. Durch Methoden wie Selbsterfahrungsübungen können eigene Erfahrungen und Erlebnisse in den Lernprozess einfließen, was das Lernen intensiviert.

Im Folgenden möchte ich dir Methoden näher bringen, mit denen du das Vorwissen deiner Auszubildenden aktivieren kannst. Durch diese Methoden wird es den Auszubildenden erleichtert, neues Wissen mit dem, was sie bereits wissen, zu verknüpfen und so ein tieferes, persönlicheres Verständnis zu entwickeln.

Anleitungsmethoden zum einstieg
3 Anleitungsmethoden zum Einstieg

Anleitungsmethode: ABC-Liste

Die ABC-Liste ist eine einfache Methode, um Auszubildende dazu anzuregen, sich mit einem bestimmten Thema auseinanderzusetzen. Sie erstellen eine Liste von A bis Z und ordnen jedem Buchstaben ein relevantes Wort oder Konzept zu, was ihnen zu dem Hauptthema einfällt. 

Beispiel: Für eine Anleitung zu dem Thema „Medikamente verabreichen“ könnte der/die Auszubildende vorab für jeden Buchstaben des Alphabets einen relevanten Begriff oder ein Konzept notieren, z.B. „A für Antibiotika“ oder „B für Betablocker“ usw….

Eine Vorlage für deine Verwendung findest du hier. 

Anleitungsmethode: Selbsterfahrungsübung

Durch Selbsterfahrungsübungen können Auszubildende eigene Erfahrungen reflektieren und in den Kontext ihrer Ausbildung setzen. 

Beispiel: Für eine Anleitung zum Thema „Essen anreichen“ könnte der/die Auszubildende vorab selbst erleben, wie es ist Nahrung angereicht zu bekommen, indem du als Praxisanleitung dem Auszubildenden Essen anreichst.

Anleitungsmethode: Bildreflexion

Bilder haben die Kraft, tiefe Reflexionen auszulösen. Präsentiere deiner/m Auszubildenden ein oder mehrere Bilder und fordere ihn/sie auf, seine/ihre Gedanken dazu zu teilen und wie es in Bezug zu seiner/ihrer Arbeit steht. 

Beispiel: Bei einer Anleitung zum Thema „Umgang mit sterbenden Menschen“ könntest du verschiedene Bilder rund um das Thema „Tod“ vorlegen. Der Auszubildende kann dann 1-2 Bilder auswählen und erläutern, welche Bedeutung der Tod für ihn/sie hat. Das ermöglicht einen leichten Einstieg in ein sensibles Thema.

Anleitungsmethoden zur Erarbeitung

Aus pädagogischer Sicht sind Methoden zur Erarbeitung von zentraler Bedeutung im Lernprozess, und hier sind die Gründe dafür:

Methoden zur Erarbeitung:

  • Sie strukturieren und erleichtern das Verständnis von Lerninhalten.
  • Sie fördern aktive Beteiligung und kritisches Denken der Auszubildenden.

Diese Methodenarten zielen hauptsächlich darauf ab, Begründungszusammenhänge zu einem Thema zu erschließen.

Nachfolgend möchte ich dir eine Beispielmethode aufzeigen:

Anleitungsmethode: Strukturlegeplan zur Erarbeitung

Ein Strukturlegeplan hilft den Auszubildenden, komplexe Konzepte zu visualisieren und/oder zu strukturieren. Du kannst Karten oder andere visuelle Hilfsmittel verwenden, um Ideen und/oder Handlungsschritte einer Pflegehandlung zu organisieren und Zusammenhänge herzustellen

Beispiel: Für eine Anleitung zum Thema „Aufnahme eines Patienten“ könnte dein/e Auszubildende/r von dir vorgefertigte Karten mit verschiedenen Teilschritten des Aufnahmeprozesses erhalten und diese dann in eine richtige Reihenfolge bringen. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass der/die Auszubildende eigenständig die Teilschritte erarbeitet und diese visuell in Form eines Flussdiagramms vorstellt.

Anleitungsmethoden zur Durchführung

Die Durchführung stellt einen zentralen Aspekt im Lernprozess dar, insbesondere wenn es um die Förderung psychomotorischer Lernziele geht. In dieser Phase haben die Auszubildenden die Möglichkeit, das theoretisch Erlernte aktiv in die Praxis umzusetzen. Eine der bekanntesten Methoden zur systematischen Umsetzung dieses Lernprozesses ist die 4-Stufen-Methode. Sie bietet einen strukturierten Ansatz, um sicherzustellen, dass die Auszubildenden die notwendigen Fertigkeiten schrittweise und effektiv erlernen und anwenden können.

Anleitungsmethode: 4-Stufen-Methode
4-Stufen Methode zur Durchführung

Anleitungsmethode: 4-Stufen-Methode zur Durchführung

1. Stufe: Vorbereiten und Erklären

In dieser Phase bereitet die Praxisanleitung den/die Auszubildende/n auf die bevorstehende Tätigkeit vor. Es wird besprochen, welches Ziel die Tätigkeit hat, warum sie wichtig ist und welche Materialien benötigt werden.

Beispiel: Bevor ein Verband angelegt wird, erklärt der/die Praxisanleiter/in, warum ein steriler Verband wichtig ist, welche Materialien benötigt werden und welche Schritte im Voraus zu beachten sind.

2. Stufe: Vormachen (Demonstration)

Die Praxisanleitung führt die Tätigkeit vor, während der/die Auszubildende zuschaut. Während der Demonstration erklärt die Praxisanleitung jeden Schritt und betont wichtige Punkte.

Beispiel: Der/die Praxisanleiter/in zeigt, wie ein Verband korrekt angelegt wird und erläutert dabei die Hygienestandards und die richtige Technik.

3. Stufe: Nachmachen (Imitation)

Unter Anleitung der Praxisanleitung führt der/die Auszubildende die Tätigkeit aus. Die Praxisanleitung gibt, währenddessen Feedback, korrigiert bei Bedarf und beantwortet Fragen.

Beispiel: Der/die Auszubildende legt unter Anleitung einen Verband an und erhält dabei Tipps und Hinweise.

4. Stufe: Üben (Vertiefung)

Der/die Auszubildende wiederholt die Tätigkeit mehrmals, um Sicherheit zu erlangen und die Technik zu verfeinern. Die Praxisanleitung beobachtet und gibt weiterhin Feedback, zieht sich jedoch nach und nach zurück, um den Auszubildenden mehr Selbstständigkeit zu ermöglichen.

Beispiel: Der Auszubildende legt in den folgenden Tagen mehrere Verbände an und perfektioniert dabei seine Technik.

Diese Methode stellt sicher, dass die Auszubildenden in der Pflege schrittweise und systematisch an die praktischen Tätigkeiten herangeführt werden.

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Hi, ich bin Agata...

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KATEGORIEN

Anleitungsmethoden zur Vertiefung

Hier sind einige Gründe, die den Einsatz von Anleitungsmethoden zur Vertiefung begründen: 

Methoden zur Vertiefung:

  • Sie verankern Informationen im Langzeitgedächtnis.
  • Sie ermöglichen Selbstüberprüfung und Festigung des Gelernten.

Diese Methodenarten zielen hauptsächlich darauf ab, kognitive Lernziele zu fördern, was bedeutet, dass sie das Wissen und Verständnis der Auszubildenden vertiefen und erweitern.

Nachfolgend möchte ich dir eine Beispielmethode aufzeigen:

Anleitungsmethode: Quiz zur Vertiefung

Ein kurzes Quiz kann eine unterhaltsame und effektive Methode sein, um das Wissen der Auszubildenden zu festigen. 

Beispiel: Ein Quiz zum Thema „Medikamente verabreichen“ in Form eines Memory-Spiels:
Spielanleitung:

  1. Vorbereitung: Erstellen Sie Kartenpaare. Auf der einen Karte steht der Name des Medikaments und auf der Partnerkarte der zugehörige Wirkstoff sowie die Hauptindikationen.
  2. Spielbeginn: Mischen Sie alle Karten und legen Sie sie verdeckt in Reihen aus.
  3. Spielablauf: Die Auszubildenden decken nacheinander immer zwei Karten auf. Ziel ist es, passende Paare zu finden, also die Karte mit dem Medikamentennamen und die zugehörige Karte mit dem Wirkstoff und den Indikationen.

Anleitungsmethoden zur Reflexion

Reflexion ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Lernprozesses, insbesondere in der Pflegeausbildung. Sie bietet den Auszubildenden die Möglichkeit, tiefer in ihre Erfahrungen einzutauchen und diese kritisch zu betrachten. Hier sind einige Gründe, warum die Reflexion nach einer Anleitung so wichtig ist:

  • Selbstbewusstsein und Selbstverständnis: Durch Reflexion können Auszubildende ein besseres Verständnis für ihre Stärken und Schwächen entwickeln. Sie erkennen, was sie gut gemacht haben und wo noch Verbesserungsbedarf besteht.
  • Förderung des kritischen Denkens: Durch das Hinterfragen ihrer Handlungen und Entscheidungen werden die Auszubildenden dazu angeregt, kritisch zu denken und alternative Handlungsweisen zu überlegen.
  • Emotionale Verarbeitung: Besonders in der Pflege können einige Erfahrungen emotional belastend sein. Die Reflexion bietet einen sicheren Raum, um diese Emotionen zu verarbeiten und zu verstehen.
  • Zukünftige Handlungsstrategien entwickeln: Nach der Reflexion können Auszubildende konkrete Strategien und Pläne entwickeln, um in ähnlichen Situationen in der Zukunft besser zu handeln.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Reflexion den Auszubildenden nicht nur hilft, ihre Erfahrungen zu analysieren und daraus zu lernen, sondern auch ihr zukünftiges Handeln in der Pflegepraxis zu verbessern. Es ist ein Werkzeug, das ihnen ermöglicht, kontinuierlich zu wachsen und sich als Pflegefachkraft weiterzuentwickeln.

Einige Anleitungsmethoden, die du je nach Situation für deine Anleitung nutzen kannst möchte ich dir im nachfolgenden vorstellen:

Reflexionsmethode: Ampelfeedback

Reflexion mit der Ampelmethode

Das Ampelfeedback verwendet die Farben einer Ampel (Rot, Gelb, Grün), um Feedback zu geben. Rot steht für Dinge, die nicht gut gelaufen sind, Gelb für Dinge, die okay waren, aber verbessert werden könnten, und Grün für Dinge, die gut gelaufen sind

Beispiel: Nach einer Anleitung zum Thema „Patientenkommunikation“ könnten die Auszubildenden Feedback geben, indem sie die Farben Rot, Gelb und Grün verwenden, um verschiedene Aspekte der Kommunikationssituation zu bewerten. Ebenfalls könnte die Methode auch zur Reflexion des Praxiseinsatzes genutzt werden.

Eine kostenlose Vorlage zur Reflexionsmethode findest du hier.

Reflexionsmethode: 5-Finger Feedback

Reflexionsmethode: 5-Finger-Feedback

Das 5-Finger Feedback ist eine schnelle und einfache Methode, um Feedback zu sammeln. Jeder Finger steht für eine bestimmte Aussage.

  • Der Daumen: Das fand ich super.
  • Zeigefinger: Das werde ich mir merken.
  • Mittelfinger: Das fand ich nicht so gut.
  • Ringfinger: So habe ich mich gefühlt.
  • Kleiner Finger: Das kam mir zu kurz. 

Beispiel: Am Ende einer Anleitungssituation als auch am Ende eines Praxiseinsatzes.

Eine kostenlose Vorlage zum Ausdrucken der Reflexionsmethode findest du hier:

Reflexionsmethode: Reflexion nach Korthagen

Reflexion nach Korthagen

Diese Methode basiert auf dem Modell von Korthagen eignet sich besonders zur Reflexion von Anleitungssituationen. Es hilft den Auszubildenden die Pflegesituation aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten und alternative Handlungsstrategien zu entwickeln. Die Methode besteht aus übergreifenden, zu beleuchtenden Aspekten mit unterschiedlichen Fragestellungen.

1. Situationsbeschreibung
2. Rückblick auf die Handlung
3. Wesentliche Aspekte
4. Entwicklung alternativer Handlungsstrategien
5. Anwendung der alternativen Handlungsstrategie

Beispiel: Nach einer Anleitung erhält der Auszubildende die Vorlage mit Reflexionsfragen. Nach einer Selbstreflexion erfolgt die gemeinsame Reflexion mit der Praxisanleitung.

Die kostenlose Vorlage für die Reflexion nach Korthagen findest du hier.

Ich hoffe, dass dieser Artikel dir wertvolle Anregungen für deine tägliche Arbeit mit den Auszubildenden gegeben hat. Die 11 vorgestellten Anleitungsmethoden sind nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was möglich ist, um den Lernprozess in der Pflegeausbildung zu verbessern. 

Und wenn du noch tiefer eintauchen möchtest, empfehle ich dir meine kostenlose Methodenbox. Dort findest du noch weitere Anleitungsmethoden, die dir helfen können, den Ausbildungsalltag noch effektiver und abwechslungsreicher zu gestalten. 

Ich wünsche dir viel Erfolg und Freude bei der Anwendung und hoffe, dass du und deine Schützlinge davon profitieren können!

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