Azubis motivieren und halten
KOMMUNIKATION & ORGANISATION
Praxisanleitung in der Pflege Beispiele: So gelingt der Einstieg
Azubis motivieren: Die Themen Azubigewinnung und Onboarding sind längst in der Pflege angekommen – doch was passiert danach? Wie gelingt es dir als Praxisanleitung, Auszubildende langfristig zu motivieren und ihnen das Gefühl zu geben: ‚Hier bin ich richtig‘?
In den Blogartikeln zur Gewinnung von Auszubildenden und zum ersten Praxistag in der Pflege habe ich bereits gezeigt, wie wichtig ein gelungener Einstieg ist. In diesem Beitrag geht es jetzt um den nächsten Schritt: die Motivation – also wie du Azubis motivieren und halten kannst, so dass sie sich entwickeln und mit Freude Teil des Teams sind.
Azubis motivieren - Warum ist das so wichtig?
Die Pflegebranche kämpft nicht nur mit einem Mangel an Bewerber*innen – sondern auch mit hoher Fluktuation. Gerade junge Menschen brauchen das Gefühl, gesehen, unterstützt und sinnvoll eingebunden zu sein. Wenn das nicht passiert, sinkt die Motivation – und mit ihr oft auch die Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln oder im Team zu bleiben. Da wird auch mal lockerer eine Krankschreibung eingereicht, wenn die Auszubildenden sich nicht als wichtiges Teil des Teams begreifen.
Als Praxisanleitung hast du hier einen enormen Einfluss darauf Azubis zu motivieren und an das Unternehmen zu binden! Denn du bist die Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis, zwischen Auszubildenden und Team, zwischen Unsicherheit und Wachstum.
Praxisimpuls:
Zwei Fragen, große Wirkung!
Eine meiner liebsten Übungen in Fortbildungen zum Thema Azubis motivieren ist ganz einfach:
Ich stelle zwei Fragen:
- Was müsste passieren, damit du deinen Job kündigst?
- Was macht dir besonders Spaß bei der Arbeit?
Die Antworten auf diese Fragen helfen wirklich weiter, dabei die Person richtig kennenzulernen, sie auch dort einsetzen zu können, wo sie ihr größtes Potential entfalten kann und Aspekte zu berücksichtigen, die es der Person schwerer machen könnten gute Arbeit zu erledigen und mit Freude ihren Beitrag zu leisten.
Die Antworten auf die Fragen lassen sich in zwei Kategorien einteilen und zwar die “Hygienefaktoren” und die “Motivationsfaktoren” – doch was heisst das genau?
Frage 1: Was müsste passieren, damit du deinen Job kündigst?
Diese Frage zielt auf die Hygienefaktoren ab – also Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit jemand überhaupt bleiben kann: respektvoller Umgang, geregelte Arbeitszeiten, faire Aufgabenverteilung, Verlässlichkeit, Kommunikation auf Augenhöhe.
Das sind keine Faktoren, die Azubis motivieren am Ball zu bleiben, sondern Faktoren, die gegeben sein müssen, damit sie nicht kündigen.
Fehlen diese Faktoren, wird mittelfristig gekündigt – oder mindestens innerlich abgeschaltet.
Viele Auszubildende benennen hier Dinge wie:
- keine Anleitung bekommen
- ständig einspringen müssen
- keine Abwechslung in den Aufgaben
- nie neue Tätigkeiten lernen dürfen
- Aufgaben übernehmen, für die sie nicht ausgebildet sind
- kein persönlicher Bezug – niemand kennt ihren Namen
- niemand fühlt sich verantwortlich
Wenn ich diese Antworten höre, wird mir manchmal wirklich flau im Magen. Ich kenne diese Situationen. Und sie sind vermeidbar!
Frage 2: Was macht dir besonders Spaß bei der Arbeit?
Hier geht es um die Motivationsfaktoren., also die Faktoren, wo Azubis motivieren. Was begeistert Auszubildende? Wofür brennen sie? Wobei spüren sie Sinn, Freude, Energie?
Wenn diese Faktoren fehlen, wird zwar nicht direkt gekündigt – aber die Motivation sinkt stetig. Sind die Faktoren gegeben, stärkt das die intrinsische Motivation.
Häufige Antworten von Azubis auf diese Frage:
- im Team arbeiten
- Verantwortung für „eigene“ Aufgaben oder Patient:innen übernehmen
- mitgestalten dürfen (z. B. bei Prozessen oder in bestimmten Bereichen)
- sich spezialisieren (z. B. Wundmanagement, ambulante Pflege)
- Rückmeldung und Anerkennung erhalten
Wenn du weißt, was Azubis motiviert, kannst du sie gezielt in passende Aufgabenbereiche einbinden – das ist einer der besten Wege, langfristig Bindung zu fördern.

Wie du die Fragen praktisch nutzen kannst
Diese beiden Fragen lassen sich leicht in deine Praxisanleitung integrieren:
- im Erstgespräch zu Beginn der Praxiseinsätze
- in regelmäßigen Reflexionsgesprächen
- bei Unzufriedenheit oder Rückzug
Und ganz wichtig: Nicht nur fragen – sondern ernst nehmen! Mach dir Notizen, sprich mit dem Team, finde Wege, wie du Wünsche und Bedürfnisse (soweit es geht) umsetzen kannst, damit du die Azubis motivieren kannst.
Azubis motivieren – Was du konkret tun kannst:
- Sprich Auszubildende mit Namen an und begrüße sie persönlich.
- Plane strukturierte Anleitungssituationen – keine Anleitung „zwischen Tür und Angel“.
- Lass Azubis bei der Dienstplangestaltung mitdenken (z. B. Wunschdienste, Feedback zu Einsätzen).
- Zeig ihnen Entwicklungsmöglichkeiten und stärke ihr Selbstwirksamkeitserleben.
- Ermutige sie, Verantwortung zu übernehmen – angepasst an ihre Kompetenzstufe.
- Frag nach ihren Interessen und versuche, sie gezielt einzubinden.
- Pflege einen guten Draht – baue Vertrauen auf.
Bindung beginnt mit echter Beziehung
In diesem Artikel zum Thema Azubis motivieren und halten findest du zwar Beispiele von Hygiene- und Motivationsfaktoren, aber ganz wichtig: was zählt sind die individuellen Antworten deiner Auszubildenden! Azubis motivieren bedeutet aktiv hinzuhören und auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen.
Es ist essenziell, dass du deine Auszubildenden persönlich kennenlernst. Und dass du in Bezug auf ihre individuellen Hygiene- und Motivationsfaktoren reagierst.
Bindung entsteht, wenn sich Menschen gesehen, ernst genommen und gebraucht fühlen. Als Praxisanleitung kannst du diesen Rahmen schaffen – durch echtes Zuhören, ehrliches Interesse und gute Kommunikation. Die beiden Fragen aus der Übung helfen dir, genau hinzuschauen: Was muss da sein, damit jemand bleibt – und was bringt jemanden zum Strahlen?
Und genau darin liegt der Schlüssel: Wer strahlt, bleibt.
Sollte das Thema Motivation & Bindung eines sein, was dich interessiert: es gibt einen neuen Onlinekurs von mir (mit Zertifikat gem. §4 PflAPrV) zu genau dem Thema “Gewinnung und Bindung von Auszubildenden”!

Hi, ich bin Agata...
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